Sonntag, 2. November 2008

Penny senkt Preise und die Regierung lässt 50 Mrd. springen

Die Krise sorgt für einiges Wortgeklingel zur langsam hereinbrechenden Vorweihnachtszeit. Allenthalben wird gejammert, dass der Konsum einbreche. Zu sehen ist davon in den Einkaufsmeilen deutscher Großstädte freilich noch nichts. In der Konsumenten-Welt wird die Krise derzeit noch eher gefühlt als gelebt. Der Discounter Penny schürt den Katzenjammer, indem publicitywirksam die Preise für "ausgewählte Güter" um bis zu 35 Prozent gesenkt werden. Es handle sich um Grundnahrungsmittel als auch im ausgewählte Softdrinks, vulgo: Limo, und Kaffee. Na toll. Daran, dass die Discount-Grundnahrungsmittel (Tütenwurst und Aufback-Weißbrot) bei Penny zu teuer wären, hat die Wirtschaft bisher weiß Gott noch nicht gekrankt. Die Discounter sind sowieso eher Krisengewinner. Essen und trinken müssen die Leute auch, wenn die Finanzkrise tobt und Hartz IV droht. Ein neues Auto oder den Design-Flachbildfernseher kauft man dann aber eher nicht.

Schnell drehende Konsumgüter, wie Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs werden also nach wie vor gekauft. Egal, wie schlimm es um die Hochfinanz und deutsche Premium-Autobauer stehen mag. Kaum nachlassen dürfte auch der Konsum von kleineren Gebrauchsgegenständen, zum Beispiel Kleidung. Gerade in der gefühlten Krise gönnt sich der eine oder andere vielleicht noch schnell die flotte Outdoor-Jacke, den SUV des kleinen Mannes, inkl. Taschenöfen.

Teure, größere Produkte allerdings, für die es keinen reellen Bedarf gibt, neue Autos, Flachbildfernseher, Spielekonsolen der nächsten Generation oder ein neues Notebook, die werden es in nächster Zeit wohl etwas schwerer haben. Kleine Konsumsünden erfüllt man sich dagegen auch in Krisenzeiten gerne. Große Anschaffungen tätigt man dann nur, wenn es unbedingt sein muss. So gesehen werden auch die lächerlich geringen 50 Milliarden Euro, mit denen die Bundesregierung den Konsum anheizen will verpuffen. Glos soll ein paar Milliarden lieber mir direkt überweisen, ich würde damit schon den Konsum befeuern. Den ganz privaten natürlich. Um auf breiter Front Konsum-Anreize zu schaffen, dafür ist die Summe wirklich viel zu klein. Das wird genauso wenig klappen, wie der hilflose Versuch, mit Steuerbefreiungen den Auto-Konsum zu beflügeln. Kein normaler Mensch macht die Entscheidung für oder gegen ein 30.000-Euro-Auto davon abhängig, ob er ein Jahr mehr oder weniger von der Steuer befreit wird. Der Staat sollte das Geld lieber behalten und für Sinnvolleres ausgeben, statt es sinnlos in Mikro-Konjunkturprogrammen zu verfeuern.

Man löscht ja auch keinen Großbrand mit der Wasserpistole. Genausowenig, wie die Kfz-Steuerbefreiung der Autoindustrie helfen wird, wird das 50-Mrd-Programm Miele oder Loewe helfen, Waschmaschinen oder Fernseher zu verkaufen. Und Pennys 35-Prozent-Aktion wird auch keinen Hartz-IV-Empfänger vor dem Verhungern retten. Alle drei Maßnahmen sind pures Marketing.

1 Kommentar:

  1. [...] Penny haben nun auch die Erzkonkurrenten und Marktführer Aldi und Lidl massive Preissenkungen [...]

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