Die so genannte Verlagsgruppe Weltbild gehört den deutschen katholischen Bistümern und ist in erster Linie eine Art Rudis-Reste-Rampe für Belletristik der preiswerten Art. Heute flatterte mir aus dem gratis ins Haus gelieferten so genannten Nachrichtenmagazin "Focus" ein Prospekt von Weltbild entgegen. "Schon mit 6 Treue-Herzen GRATIS" stand da zu lesen. Nebendran pappten insgesamt acht Herzchen-Aufkleber und noch einer für ein Gewinnspiel. Wenn man nun sechs dieser Herzchen auf eine Art Gutschein aufklebt, bekommt man den Indien-Schmöker "Der Himmel über Darjeeling" der Autorin Nicole C. Vosseler gratis zugeschickt. Man muss lediglich 2,95 Euro für Porto und Verpackung löhnen und seine Konsumenten-Seele den deutschen katholischen Bischöfen opfern.
Wer das vermeintliche Gratis-Angebot bestellt, dem wehen dann alle vier bis sechs Wochen jeweils zwei (!) weitere Bände der so genannten "Edition Seidenwand" ins Haus. Dann aber für 7,95 Euro pro Exemplar. Natürlich kann man die Dinger immer wieder zurückschicken. Das Rückporto muss man freilich selber zahlen. Jede Buchsendung schlägt mit je 2 Euro Porto plus Verpackung zu Buche.
Ich wurde auf dieses Buchclub-Angebot aufmerksam, weil Weltbild sich nicht entblödet, für den Indien-Darjeeling-Reißer mit einem Kundenkommentar von Amazon zu werben ("Fesselnde Lesestunden und Lust auf eine Reise nach Indien sind garantiert"). Ich habe natürlich gleich nachgeschaut: Den entsprechenden Kommentar gibt es wirklich bei Amazon. Warum aber wirbt Weltbild mit einem Kunden-Kommentar der ärgsten Konkurrenz? Vielleicht weil die eigenen Weltbild-Kommentatoren der deutschen Rechtschreibung nicht so ganz mächtig sind. So lautet nämlich der einzige Kommentar auf der Weltbild-Site:
Leute, ich kann nur sagen: Lesen Sie dieses Buch. Ihr wedet es nicht aus der Hand lassen. Bin echt begeistert. Dan viel Spaß beim lesen. Ich kann es nur empfelen, und sage weiter so für die autorin.
Tipp- und Rechtschreibefehler sind original belassen. Bei Amazon kostet das Buch übrigens auch 7,95 Euro, genauso viel wie die regulären "Seidenwind"-Romane bei Weltbild. Mit dem Unterschied, dass Amazon für Buchsendungen weder Porto- noch Verpackungskosten in Rechnung stellt und einem auch nicht alle paar Wochen ungefragt neues Zeugs ins Haus schickt. Manche haben es vielleicht schon bemerkt - ich halte Amazon für den Prototypen des erfolgreichen und guten Online-Shops. Und einer der wesentlichen Gründe, warum Amazon meiner Meinung nach so gut funktioniert ist der: Die Preise sind immer gut kalkuliert, der Service stimmt und, das vor allem, sie versuchen einen nicht mit billigen Ködern und Buchclub-Tricksereien über den Tisch zu ziehen.
Vielleicht sollten die Herren Bischöfe ihr Krämerseelen-Weltbild mal überprüfen.
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