Mittwoch, 4. März 2009

Vom Versuch, einen Opel zu kaufen



Es geht einmal mehr um die Probleme der heimischen Auto-Industrie. Opel hängt bekanntlich am Tropf von General Motors und ist von der Pleite bedroht. Wenn, ja wenn Vater Staat, Mama Merkel und die lieben Steuerzahler den braven "Opelanern" nicht mit ein, zwei oder drei Milliarden beispringen. Soweit, so bekannt. Heute hatte ich das Vergnügen, mit einem guten Bekannten zu plaudern, der mit seine Erlebnisse am Opel-Point-of-Sale schilderte, als er und seine Freundin vor rund zwei Wochen einen Opel Corsa kaufen wollten. Vielleicht wird nach der Schilderung der kleinen Begebenheit klar, dass das Problem von Opel sich nicht einfach mit Geld lösen lassen wird.



Schauplatz: ein Opel-Händler in Mannheim. Es ist brechend voll, denn der Bundebürger lechzt nach der Abwrackprämie, von einigen Herstellern idiotisch und fälschlich als "Umwelt"-Prämie verbrämt.

"Wir kamen rein bei Opel, weil wir einen Corsa kaufen wollten. Es war irre voll, weil alle scharf sind auf die Prämie. Einige wollen sogar ihre neueren Autos verschrotten lassen, bloß um die Prämie zu kassieren. Völliger Irrsinn. Es ging dann so los, dass der Opel-Verkäufer das Gespräch eröffnete mit: "Isch muss ihne sage: Wir sind insolvent." Aha, soso. "Die Filiale hier wird dischtgemacht. Des kummt alles weg." Was für ein brillanter Einstieg in ein Verkaufsgespräch. Dann setzte er sich an seinen Computer und nichts funktionierte. Gar nichts. Die Begründung des Verkäufers: "Isch war jo grad in Ischgl." Wie bitte? "In Ischgl. Im Urlaub. Da hawwe die Kollege mir wieder alles verstellt." Der Mann wollte in breitem Mannheimerisch zum Ausdruck bringen, dass böse Kollegen seinen Computer "verstellt" hätten, während er in Ischgl im Skiurlaub weilte. Seine Firma geht pleite und er fährt erstmal nach Ischgl. Das letzt Hemd hat keine Taschen.  Anschließend hat er uns noch erzählt, dass sich Opel bei der Abwrackprämie ziemlich quer stellt und man es bei Renault oder Citroën da "leichter hätte". Wir haben den Mann dann nach den sechs Jahren Garantie gefragt, mit denen Opel wirbt und die für uns ein wichtiger Kaufgrund gewesen wären. Da hat er nur abgewunken. "Ja, die gibt's, da müsse sie awwer uffpasse." Also: aufpassen. "Da sind die Arbeiterlöhne net mit drin. Und die sind des teuerschte." Na toll. Wir haben dann einen Citroë C3 gekauft. Ist ganz gut säuft aber ein bisschen viel Sprit."

Soweit die Widergabe der Schilderungen des Beinahe-Opel-Kunden. Der betreffende Verkäufer packte auch noch mit dem Grund aus, warum die Abwrackprämie bei Opel nicht so beliebt ist. Man fürchtet wohl in zahlreichen Autohäusern, dass der Prämientopf leer sein könnte, wenn es an die Auszahlung geht und man dann die Prämie aus eigener Tasche drauflegen muss. Außerdem bedeutet der Antrag der Prämie offenbar einen erheblichen Verwaltungsaufwand für die Händler. Einige gehen deshalb dazu über, den Kunden bis zu 3.000 Euro Nachlass zu bieten, wenn sie auf die Abwrackprämie verzichten. Das muss man sich mal vorstellen! Die Probleme von Opel und der Autoindustrie liegen nicht am fehlenden Geld. Die Probleme liegen woanders. Ganz woanders.

Update: Und trotzdem rückt Opel auf Platz zwei der Zulassungsstatistik vor. Unglaublich.

4 Kommentare:

  1. Oh ja, das kommt mir bekannt vor. Wobei bei unseren Erfahrungen der Opelverkäufer noch ganz gut abgeschnitten hat. In der Summe waren die "Verkaufsleistungen" aber ein Trauerspiel.

    Wir haben am Ende die Hilfe von Freunden in Anspruch genommen und einen Gebrauchten gekauft.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo zusammen,
    dem obigen Kommentar kann ich leider nicht ganz zustimmen, denn bei uns in der Oberpfalz lief die Sache ganz anders. Ich wollte einen Opel Zafira - Grundpreis 19.900€. Ein paar Extras möchte sich der Fahrer ja auch gönnen: also
    Zafira Innovation 1.8 - 140PS (26.300€)
    + Trai Paket (720€)
    + 4 LM Räder in 17 Zoll (365€)
    + Reserverad (60€)
    + Panoramadach (1235€)
    + Solar Protect (195€)
    + Parkpilot-System (540€)
    + Innovations Paket 1 (900€)
    + Colour Info Display (475€)
    + Metallic Lack (495€)

    ergibt Insgesamt nahezu 32.000 €!!! (incl. Transport)
    Nach kurzer Verhandlung habe ich 9% Rabatt rausgeschlagen und das Auto kommt mit Einberechung von 4000 € Umwelt- und 2500 € Abwrackprämie auf exakt 22.500 €!

    Ich finde ein guter Deal.
    Stefan

    AntwortenLöschen
  3. Abu Dhabi: Scheich bestätigt Interesse an Opel
    http://europenews.dk/de/node/21995

    AntwortenLöschen
  4. [...] ganz große Auto-Krise ist ja Dank der Abwrack-Prämie erst einmal verschoben. Da bleibt Zeit, sich ein bisschen an den alltäglichen Macken der Produkte deutscher [...]

    AntwortenLöschen