Sonntag, 27. September 2009

Lesetipp: "Der Spiegel" über den Textildiscounter Kik

Die bereits von weitem billigen Kunststoff ausdünstenden Filialen der Billigst-Bekleidungskette Kik gehören zu den wenigen Geschäften, die ich aus Prinzip noch nie betreten habe. Werbung, Aufmachung der Läden, die präsentierten Waren  und die dort verkehrende Kundschaft sind allesamt wenig einladend. Aber die Billig-auf-Teufel-komm-raus-Masche zieht offenbar. Kik expandiert auch in der Krise. "Der Spiegel" hat nun ein sehr lesenwertes Stück ("Wie teuer ist billig?") zum System Kik veröffentlicht. Zitat:
Doch der Erfolg beruht auf einer Täuschung. Genau genommen sind Kiks Preise nicht billig - sie kommen Mitarbeiter, Zulieferer und oft auch Kunden teuer zu stehen. Den höchsten Preis für den hiesigen Geiz zahlen die Näherinnen in den Fabriken in Bangladesch. Fast die Hälfte der Waren stammt von dort.

Oder auch dies hier aus einem Kik-Zulieferbetrieb in Bangladesh, als könnte man sich sowas nicht denken, wenn eine Hose 2,99 Euro kostet:
Sathi Akhter ist 16 Jahre alt. Sie arbeitete in einer Kik-Zulieferfabrik in der Hauptstadt Dhaka, 10, 12, manchmal 16 Stunden pro Tag - für umgerechnet 25 Euro im Monat. Mit ihren Eltern und ihrem Bruder teilt sie sich einen knapp sechs Quadratmeter großen Verschlag als Wohnung. Frisches Wasser, erzählt Sathi Akhter, gebe es in der Fabrik nicht, oft nicht mal Spülwasser in den dreckigen Toiletten.

Nach der Lektüre hat man wieder ein paar Gründe mehr, um Kik-Filialen einen großen Bogen zu machen.

2 Kommentare:

  1. "als könnte man sich sowas nicht denken, wenn eine Hose 2,99 Euro kostet"

    So einfach ist das leider nicht. Denn auch wenn die Hose woanders das zehnfache kostet, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Stück trotzdem aus einem Sweatshop in Asien kommt. Am Preis kann man die Produktionsbedingungen heute nur noch in den seltensten Fällen erkennen. Das entschuldigt Kik natürlich nicht im geringsten, aber bevor man mit dem Finger auf Kik-Käufer zeigt, sollte man lieber erstmal aufs Etikett des eigenen Hilfiger-Pullovers schauen und prüfen, ob da nicht auch "made in bangladesh" draufsteht.

    AntwortenLöschen
  2. Ein völlig berechteitger Hinweis. Siehe hierzu auch mein Interview "Mehrpreis für Menschenwürde: 20 Cent" hier in diesem Blog: http://medienkonsum.wordpress.com/2009/02/12/mehrpreis-fur-menschenwurde-20-cent/

    Bei Kik geht mir es aber vor allem darum, dass diese Kette im Besonderen eine derart aggressive Billig-Strategie fährt, die als Geschäftsgrundlage nur noch Ausbeutung auf allen Ebenen haben kann. Sei es bei den Produzenten in der Drittem Welt oder bei den geknechteten Mitarbeitern hierzulande. Die Radikalpreis-Strategie von solchen Läden würgt von vorneherein überhaupt jede Möglichkeit ab, über angemessene Bezahlung etc. zu diskutieren.

    Dass sich die Markenhersteller, die in China und Bangladesh nähen lassen und ihre Jacken hier dann für hunderte von Euros verkaufen, auch nicht mit Ruhm bekleckern, ist auch sehr richtig.

    AntwortenLöschen