Es gibt eine Generation, da scheinen die Männer abhanden gekommen zu sein. Das sind Frauen im Alter zwischen Mitte Fünzig und Mitte Siebzig. Sie tragen flotte, bzw. praktische Kurzhaarfrisuren und leben allein. Sie arbeiten nicht, sondern leben von der Rente ihrer im Regelfall verstorben Ehemänner. Oder vom Unterhalt. Es gibt zwei Möglichkeiten, warum diese Frauen keinen Mann mehr haben: Er ist a) gestorben oder b) hat sie für eine Jüngere sitzen lassen. Version a) scheint häufiger vorzukommen.
Woran sterben diese Männer? Zunächst einmal sind die Ehemänner dieser Generation in der Regel deutlich älter als ihre Frauen und Frauen leben ja statistisch eher länger. Außerdem entstammen diese Männer einer Generation, wo der Konsum von hartem Alkohl bevorzugt in Form von so genannten "Kurzen" zum guten Ton gehörte. Zumal bei der Feuerwehr oder dem Schützenverein. Oft wird dann auch noch geraucht. Die Folgen: Herzinfarkt, Lungenkrebs, Schlaganfall. Und dann gibt es noch die, die aus leitender Position heraus mit ihrer Sekretärin usw.
Dies führt dazu, dass es eine ganzen Menge rüstiger Frauen gibt, die sich in mehr oder weniger informellen Klubs ständig treffen und etwas unternehmen. "Frauen unterwegs" heißt das dann beispielsweise. Oder es werden Spieleabende organisiert. Oder man wandert oder besucht den Fabrikverkauf von Lindt in Aachen inkl. Weihnachtsmarkt. Solche Frauen können in der Regel auch die Mittags-Angebote sämtlicher Restaurants im Umkreis von 40 Kilometern auswendig. Man trifft sich in Restaurants, isst aber nie zum regulären Preis. Hinterher wird das höchste Lob für einen Gastronomiebetrieb ausgestellt: "Da kann man nicht meckern."
Einige haben den Führerschein gemacht, trauen sich aber nicht bei Schnee, Regen, starkem Wind oder im Dunkeln zu fahren. Autobahn und enge Parkhäuser lieber auch nicht. Der Führerschein ist eher so eine Emanzipation light. Generell sind die Witwen im Vorteil, da sie oft eine ausreichende Rente beziehen, man ist ja noch in den Wirtschaftswundertagen groß geworden. Die Sitzengelassenen haben es oft nicht so gut, weil "die Neue" die Witwen-Rente abgreift. Da heißt es dann schon mal hinter vorgehaltener Hand: "Die muss aber noch arbeiten." In solchen Kreisen eher als Makel zu verstehen. Nicht zuletzt, weil man dann nicht an den günstigen Mittagsangeboten in Restaurants partizipieren kann.
Diese Frauen haben oft Angst. Angst vor dem Wetter ("Glatt!"), vor dem unvorhergesehenen Reparaturfall ("Frauen werden von Handwerkern immer übers Ohr gehauen."), vor Jugendlichen ("Der Fahrkartenautomat ist schon wieder demoliert."), vor dem Verkehr ("Autobahn fahr ich nicht."), vor dem Alltag ganz allgemein. Dass sie sich überhaupt zusammentun und bei Tageslicht in gewissen Grenzen aktiv sind, ist schon ein großer Schritt für sie.
Gewählt wird in diesen Kreisen eher nicht, denn "die da oben" sind eh alle gleich, bzw. "machen eh, was sie wollen". Steuern werden aber eher nicht gezahlt. Diese Frauen sind gute Kunden bei Restaurants, dem öffentlichen Personennahverkehr, Busreise-Unternehmen, den Herstellern von Nordic-Walking-Stöcken, Frisören und Konditoreien. Sie sind eine geheime Wirtschaftsmacht in diesem Land.
na da hinkste aber hinterher sage ich dir als fast 50 jaehrige,die frauenwelt ist sehr viel groesser und weiter als einkaufsfahrten mitm bus....da haste wohl was verpasst
AntwortenLöschensiehste, schreibste,....Das sind nur ein paar Beobachtungen bei Bekannten, Verwandten und deren Freundeskreis. Es gibt natürlich auch ganz andere. Genauso wie es dumpfe und helle 20-Jährige gibt usw.
AntwortenLöschenAber die beschriebenen Damen gibt es tatsächlich. Was ja nicht heißt, dass es andere nicht auch gibt.
ich kann dem autor nur zustimmen!
AntwortenLöschenallerdings gibt es das phänomen auch bei den knapp 30jährigen: die männer sind EINFACH WEG! natürlich kann es sein, dass sie gestorben sind. dafür sieht man sie aber noch zu oft samstags morgens mit ihren bälgern auf spielplätzen rumstehen. fazit: sie müssen verheiratet sein. also quasi: weg.
blöd nur, dass wir keine single-rente beziehen...