Dienstag, 23. September 2008

Die weiße Hölle vom Online-Reisebüro.

schnee

Ende September, höchgste Zeit, den Ski-Urlaub zu buchen. In diesem Jahr wollten wir dem Vier- bis Fünf-Sterne-Terror (Frühstück mit vier Eiern, Jause mit dick Speck, Suppe und Kuchen um vier Uhr und 5-Gänge-Menü ab 19 Uhr) ganz bewusst entfliehen und ein Appartment buchen. Endlich auch mal an der Hütte einen Einkehrschwung machen und eine Pfanne Käsespätzle verdrücken, ohne schlechtes Gewissen, dass man ja jetzt die "schon bezahlte" Jause sausen lassen muss. Aber die Appartment-Preise im Ort unserer Wahl (Fiss in Tirol) waren auf den ersten Blick derart gesalzen, dass wir uns doch wieder der klassischen Hotellerie zuwandten.

In den besseren Häusern gibt es dabei kaum Angebote ohne All-Inclusive-Charakter, was sich erstaunlicherweise aber meist "Halb-Pension" nennt. Mittlerweile sind die Nachmittags-Jausen zu einer Art Quasi-Standard geworden, genauso wie die 5-Gänge-Menüs am Abend und üppige Sauna-, pardon, Wellness-Landschaften. Drunter geht's kaum noch. Außerdem ist die Anzahl der Angebote, falls man über einen Anbieter wie Expedia.de oder Tui.de sucht, extrem unübersichtlich. Man muss entweder vorher schon ganz genau wissen, wann man fährt, welche Art von Hotel man möchte, in welchem Land und am besten noch in welcher Region. Bei den Online-Shops der gängigen Reiseveranstalter sind stets monstermäßige Eingabemasken auszufüllen, nur damit man am Ende oftmals mit wahllos zusammen gestoppelten Angeboten überhäuft wird oder doch lapidar mitgeteilt bekommt, dass im gewünschten Zeitraum nichts mehr zu Verfügung steht.



Bei Tui.de zum Beispiel gelang es mir nicht, eine vernünftige Übersicht zum Thema Skiurlaub auf den Bildschirm zu bekommen. Es war alles voll mit Sommer-Angeboten. Aber Ende September bucht doch keiner mehr eine Sommer-Reise. Woran liegt's? Aha! Die Winter-Kataloge sind noch nicht gedruckt und verschickt, also lässt man die ollen Angebote auch im Internet stehen, bis das Druckwerk seinen schneckenpostalischen Weg ins Reisebürop gefunden hat. Blöd halt, dass bis dahin die meisten Angebote schon weg sind.

Kein Wunder, dass die Reise-Angebote von Anbietern wie Tchibo gerne genutzt werden. Hier wird alles übersichtlich präsentiert. Es gibt nicht zu viel verwirrende Auswahl und mit dem "Traumhotel Alpina" wird auch ein offenbar schöne Haus im Zillertal angepriesen. Kurzer, telefonischer Kontakt, Doppelzimmer für zwei Erwachsene plus ein Kind soll 290 Euro pro Nacht kosten. OK, nicht ganz billig, aber das Hotel sieht sehr gut aus, also gebucht. Zweimal wurde der Preis 290 Euro pro Nacht vom Hotel schriftlich bestätigt, einmal noch mündlich am Telefon. Dann trifft die Bestätigungs-Email ein und was steht drin:
Wir bitten Sie den Versehen im Angebot zu entschuldigen, der Tagesgesamtpreis von € 290,00 ist falsch, der richtige Preis ist € 310,00 excl Ortstaxe.

Ja Sakra so geht's nun aber gleich gar nicht! Kaum hat man die Unterschrift getätigt, fällt den Herrschaften, huch!, auf, dass sie ja einen Fehler gemacht haben. Anruf im Traumhotel: Entweder 290 Euro wie vorab gesagt oder Storno. Klar, was dabei rauskommt: Storno.

Und es ging weiter mit der Suche nach einer schneesicheren Bleibe. Besonders beliebt: Die Winter-Angebote sind zwar noch nicht online oder im Katalog verfügbar aber trotzdem schon ausgebucht. Die Wintersport-Industrie braucht sch derzeit trotz Klimaerwärmung noch keine Sorgen zu machen. Ihr Angebot erfreut sich sehr starker Nachfrage, was man auch an den Science-Fiction-Preisen einiger Hotel ablesen kann. Jede Wette: Ein Reise-Online-Shop mit integrierter Kommentar-Funktion und cleverer Nutzer-Führung wäre ein absoluter Knaller. Die Reise-Branche hat noch nicht geschnallt wie attraktives Online-Shopping funktioniert. Also, liebe leute bei Amazon, nehmt bitte noch Reisen in Eurer Sortiment auf. Mit mir habt Ihr den ersten Kunden sicher!

PS: Zwischendurch fragte mich die beste Ehefrau von allen, ob wir es mal in einem Reisebüro versuchen sollten. Also in einem echten Brick-and-Mortar-Store. Ich habe hysterisch gelacht und weiter in den Laptop gestiert.

PPS: Die Online-Seiten vom Club Aldiana sehen ja sowas von bieder und unattraktiv aus.

PPPS: Wir haben schließlich doch noch ein Appartment in Fiss zu einem annehmbaren Preis gefunden. Aber man, was für Nerven sowas kostet. Sobald man in der Richtung was hat, das einem zusagt, bucht man wahrscheinlich jedes Jahr wieder dort. Deshalb sind die Dinger wohl auch schon schon vor dem Erscheinen der Kataloge ausgebucht.

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