Montag, 20. Oktober 2008

VW und der Saugrohrklappenmotor

Gangschaltung



Ich fahren einen Volkswagen Touran. Das Auto ist knapp fünf Jahre alt und somit jenseits jeder Garantie oder Gewährleistung oder Kulanz. Es handelt sich bei dem Wagen um ein deutsches Premium-Produkt eines Auto-Herstellers, der auf "Wertigkeit" besonderen Wert legt und der nach eigenen Werbe-Aussagen, "Das Auto" fabriziert. Mittlerweile bin ich von "Dem Auto" allerdings ziemlich enttäuscht. So ein modernes Auto ist vollgestopft mit Elektronik, zur Wartung wird erstmal der Laptop angeschlossen usw. alles bekannt, gut und schön. Aber wie viele Motoren und Sensoren so eine Karre wirklich hat, das merkt man erst einmal, wenn die alle der Reihe nach kaputtgehen. Bei mir blinkte neulich im Cockpit die Motoren-Warnlampe und der Bordcomputer meldete: "Abgas!". Also pflichtschuldigst zur Werkstatt gedüst. Diagnose: Saugrohrklappen-Motor defekt. Was, bitte, ist das denn?



Der freundliche Mann vom Bosch-Car-Service erklärt: Damit mein Diesel die EU-Abgasnorm 4 schafft, drehen die Abgase im Auto in Rohren nochmal die eine oder andere Extra-Runde. Das hat zur Folge, dass sich die Abgase ein bisschen stärker mit normaler Luft mischen, bevor sie zum Auspuff rausgeblasen werden. Denn dort, am Auspuff, wird ja der Schadstoff-Ausstoß gemessen. Und da gibt es eben diese Klappen, die von Motoren auf und zu geklappt werden, damit das Stinkezeug seine Runden drehen kann. Aber weil das alles so stinkig und schmierig ist, verkleben die empfindlichen Elektro-Motoren nach einer gewissen Zeit und fallen also aus. Laut Werkstatt-Auskunft war ich beileibe nicht der erste Kunde mit diesem Problem.

Ich habe das jetzt natürlich total unfachmännisch wiedergegeben, aber im Prinzip ist es so, dass der Hersteller ein bisschen trickst, um bessere Abgaswerte hinzubekommen und dafür in Kauf nimmt, dass man nach einiger Zeit teure Reparaturen zahlen muss. Danke, liebe Leute bei VW, vielen herzlichen Dank!

Es war an diesem Auto schon der Zylinderkopf hinüber, für dessen Ersatz der komplette Motor auseinandergenommen werden musste, das Kühlsystem war hopps gegangen, das Kofferraumschloss war defekt, der Motor des elektrischen Fensterhebers hat eine Seitenscheibe lautstark zerstört und seiter spinnt die Motor-Steuereung des elektrischen Außenspiegels. Wenn ich den linken Außenspiegel verstelle, verstellt sich der rechte gleich mit. Keiner in der Werkstatt wusste, wie man das beheben kann. Höchstens durch aufwendigen Komplett-Ausbau, den ich dankend abgelehnt habe. Ach ja, die Herren in einer VW-Werkstatt haben dann auch noch gleich das Lenkrad fein zerkratzt. So etwas kommt beim Wiederverkauf nicht so richtig gut an.

"Ja, ja", seufzte der freundliche Mann meiner neuen Bosch-Werkstatt, "bei vielen deutschen Herstellern wird der Kunde halt als Testfahrer missbraucht." Ich würde gar nicht glauben, was bei Inspektionen während der Garantiezeit an neuen Autos so alles ausgetauscht und rumgeschraubt würde, ohne dass der Kunde was davon mitbekommt. Oh doch, guter Mann, ich glaube es. Ich glaube es sogar sehr.

PS: Wie es einem ergehen kann, der heutzutage ein Auto überhaupt erst einmal kaufen will, dass beschreibt die Blogmami sehr anschaulich und auch meiner Erfahrung nach zutreffend.

3 Kommentare:

  1. Ich habe auch einen Touran, BJ 2005. Bei mir ist nach 3 Jahren aber erst 24.000 km der Rueckwartsgang ausgefallen. Kann ja nichts Grosses sein, dachte ich. Aber Pech gehabt, das gesamte Getriebe musste ausgebaut und ausgetauscht werden, da eine Reparatur sogar noch teurer als ein Austauschgetriebe gewesen waere. 2,5k EURO dahin, *heul*.

    Das der rechte Spiegel bei der Verstellung des linken mitwackelt ist uebrigens gewollt (ist bei meinem Touran auch so und der Firmen-Passat hat es auch).

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