
Vertrauen ist gut - Kontrolle bekanntlich besser. Aber wer kann in der aktuellen Finanz- und Kreditkrise noch irgendwas kontrollieren. Als 08/15-Kunde fällt es schwer, einen einigermaßen fundierten Überblick über die Geld-Katastrophe zu bekommen. Heute ist mir in der "FAZ" allerdings eine Anzeige der isländischen Kaupthing Bank ins Auge gestochen. Die versprechen 5,65 % Zinsen aufs Tagesgelds und garantieren bis 2012 garantiert über dem Leitzins der Europäischen Zentralbank zu bleiben. Der liegt aktuell bei stattlichen 4,25 %. Wow! Hätte man vor wenigen Wochen womöglich noch gedacht. Nix wie hin mit den Moneten zur tollen Kaupthing Bank. Und was denkt man heute, wenn man diese Anzeige sieht? Womöglich denkt man: Hmmmm, wie können die inmitten der größten Finanzkrise seit wasweißichwann solche Angebote machen? Vielleicht denkt man auch: Who the fuck is the Kaupthing Bank? Dann sucht man im Internet und entdeckt, dass Kaupthing die größte Bank aus dem fernen Island ist. Island, Island, isländische Bank... was war denn da?
Ach richtig! Gerade erst hat in Island der dortige Vater Staat die Glitnir Bank für 600 Millionen Euro übernommen, weil die im Strudel der Finanzkrise unterzugehen drohte. Und was lesen wir da bei Welt.de, am selben Tag als in der "FAZ" die tolle Anzeige von der Kaupthing Bank (remember: größte Bank Islands) erschien: "In Island brodelt die Finanzkrise". Zitat aus dem Bloomberg-Artikel bei Welt.de:
Die größte Bank des Landes, Kaupthing Bank, wurde sowohl von Moody's als auch von Fitch herabgestuft. Kaupthing finanzierte Kredite für Akquisitionen und Investments in anderen nordeuropäischen Ländern ebenfalls mit kurzfristigen Finanzierungen am Geldmarkt. Kaupthing ist auch in Deutschland aktiv, bietet hier besonders attraktive Konditionen für Tagesgeldkonten an.
Den isländischen Banken ist zum Verhängnis geworden, dass sie in den vergangenen Jahren an dem großen Rad mitdrehen wollten, das die angelsächsische Finanzindustrie in Gang gesetzt hatte. Dabei wuchsen sie schnell und so stark, dass sie nun viel zu groß sind, um von Island noch ohne tiefe Verwerfungen gerettet werden zu können.
Aha, soso, hmhm. Und dann werfen wir noch schnell einen Blick in das Blog von Egghat, einem tollen Blog, das es neben dem Blog von Weissgarnix, meiner Meinung nach am besten schafft, die Verwerfungen der internationalen Großfinanz verständlich zu formulieren. Egghat schrieb am 29. September:
Der Credit Default Swap sagt, dass der Markt das Kreditausfallrisiko fast genau so hoch sieht wie bei der heute von Island geretteten (= verstaatlichten) Glitnir Bank. Der Risikoaufschlag liegt bei unglaublichen 15%. Wer denen also Geld gibt für 0,5% mehr Zinsen, macht ein ziemlich schlechtes Geschäft ..
Der Credit Default Swap ist eine Art Risikoaufschlag, der gezahlt wird, um sich bei Geschäften mit einer Bank abzusichern. Je höher dieser Wert, desto höher wird das Risiko eingeschätzt, dass es bei dem betreffenden Geldinstitut zu Problemen kommen kann.
So. All dies im Kopf frage ich mich nun, was die Verantwortlichen der Kaupthing Bank dazu bringt, eine solche Anzeige in der "FAZ" zu schalten. Selbst, wenn man nicht online recherchiert, hat der Otto Normalsparer doch derzeit einen eingebauten Bremsklotz im Kopf, wenn es um üppige Zinsversprechungen geht. Oder etwa doch nicht? Gibt es wirklich Leute, die sich inmitten der größten Finanzkrise aller Zeiten von ein paar Prozentpunkten mehr hinter dem Komma zu einer isländischen Bank lotsen lassen, von deren Namen sie noch nie gehört haben? Oder will Kaupthing mit der Anzeige klarstellen, dass sie von der Kreditkirse so rein gar nicht betroffen sind? Und wenn das der Fall sein sollte, wer mag das glauben?
Mein Geld bleibt jedenfalls erstmal da wo es ist. Und für das was übrig bleibt: schön konsumieren. Die Binnen-Konjunktur braucht die Kohle!
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