Mit Welike.com startet der nächste Versuch, eine Art Empfehlungs-Community für Medienprodukte zu etablieren. Meiner Meinung nach ist dieser neue Versuch nicht nur ebenso wie seine Vorgänger zum Scheitern verurteilt, sondern auch noch ganz besonders schlecht gemacht. Man kann sich bei Welike.com registrieren und muss einige Vorlieben, je einen für einen Musiker, einen Film und ein Buch angeben. Man bekommt dann Empfehlungen zu Büchern, Filmen und Musik, die einen ebenfalls interessieren könnte. Außerdem kann man sich andere Nutzer anschauen, die ähnliche Interessen haben usw. Im Prinzip ist Welike.com eine Kopie des britischen Angebots "The Filter", das von dem von mir verehrten Musiker Peter Gabriel ins Leben gerufen wurde. Doch schon bei "The Filter" sah ich keinen Grund, warum ich meine Zeit dort vergeuden sollte. Aus folgenden Gründen ist das Konzept dieser Empfehlungs-Maschinen zum Scheitern verurteilt:
- Es gibt online bereits zahlreiche maßgeschneiderte Angebote, mit denen ich meine Vorlieben mit anderen teilen kann, z.B. Last.FM für Musik oder Living Social für Bücher, Bier (!) und so ziemlich allen anderen Kram.
- Diese bereits bestehenden Angebote lassen sich vorzüglich in Facebook integrieren, ganz nach Geschmack.
- Es gibt bereits zahlreiche allgemeine Social Networks, wie eben Facebook oder StudiVZ oder Werkenntwen.de. Die Neigung von Nutzern, daneben Zeit und Pflegeaufwand in eine weitere Community zu investieren, dürfte eher gering ausfallen.
Darüber hinaus macht Welik.come noch eine Reihe von Fehlern, die es dem Angebot zusätzlich schwer machen:
- Der Name ist überbescheuert. Das Angebot richtet sich an Deutsche und heißt Welike. Man hätte mindestens einen Trennstrich einfügen müssen, um den Sinn den englischen "We like" rüberzubringen. So aber sieht der Name eher aus wie Buchstabensalat.
- Die Empfehlungen sind zumindest zum derzeitigen Stand noch verbesserungswürdig. So bekam ich auf die Eingabe des Lieblingsmusikers "Peter Gabriel" hin die tätowierte Nonsense-Kapelle Knorkator mit ihrem "Schlechtst of" vorgeschlagen (inkl. Knorkator Top-Hit "Mich verfolgt meine eigene Scheiße").
- Die anderen Nutzer, die angeblich ähnliche Vorlieben haben wie ich, sehe ich zwar in kleinen Bildchen, um zu erfahren, warum die aber ähnliche Interessen haben muss ich jeden Einzelnen anklicken.
- Die Idee, Promis einzubinden, ist naheliegend aber wenig erfolgversprechend. Echte Promis werden weder Zeit noch Lust haben, sich in so einem Community-Dingens zu engagieren, bzw. Welike.com wird nicht genug zahlen können und wollen, um Promis entsprechend zu motivieren. Als PR-Gag für den Start ließ man ProSieben-Hansel Steven Gätjen ein Pre-Oscar-Blog machen. Er brachte es auf ganze fünf Einträge. Dazu wurde ein Oscar-"Special" gezimmert, bei dem lediglich die Nominierungen und anschließend die Gewinner aufgelistet wurden. Attraktiver Content sieht anders aus.
- Die Website bedient sich einer schwer erträglichen, pseudo-hippen Kunstsprache, die meist in Denglisch der übelsten Sorte ausartet. Beispiele: "Werde Fan oder Hater...", "Welike.com ist ein Social Entertainment Discovery Network...", "Mit Hilfe von emotionalen Matches..." Aua.
Hinter Welike.com steht u.a. der Hamburger Medien-Unternehmer Frank Otto, der in erster Linie Beteiligungen an Radiosendern hält (u.a. Kiss FM in Berlin und NRJ Sachsen). Mit dabei ist außerdem der ehemalige AOL-Manager Boris Rogosch.
Man lehnt sich mit der Prognose, dass Welike.com bald als Abschreibung in Herrn Ottos Bilanz seiner wahren Bestimmung zugeführt werden wird, nicht allzu weit aus dem Fenster. Wer etwas in dieser Richtung vor hat, sollte künftig lieber gleich eine Facebook-Applikation programmieren. Das ist erfolgversprechender und billiger.
[...] für Medienprodukte (Film, Musik, Bücher) ist Welike. Ein Weblog ist angeschlossen. Gefunden via Mein Lebens als Kunde und [...]
AntwortenLöschen[...] Wer sich registriert, kann sich als Experte zu bestimmten Produkten melden. Dann kann man online Fragen der Nutzer beantworten. Wer die meisten Fragen zu einem Produkt zufriedenstellend beantwortet, steigt zum “Guru” auf und wird mit Bild gleich auf der Produktseite eingeblendet. Die Produktseiten bestehen meist aus einer kurzen Beschreibung des Produkts, ganz egal ob Software (z.B. Mac OS X), Internet-Angebot (Facebook) oder “echtes” Produkt (Spiegelreflex Kamera, MP3 Spieler). Dann gibt es eine Schlagwortliste und eine Liste mit Vor- und Nachteilen. Nutzer können bei jedem Punkt den Vor- und Nachteilen zustimmen, sie ablehnen oder ganz neue Punkte hinzufügen. So ergibt sich mit der Zeit ein umfassendes Bild der Community-Meinung zum Produkt. Das Ganze ist weitaus aussagekräftiger und strukturierter als ellenlange Nutzer-Besprechungen z.B. bei Ciao.com. Produki ist außerdem weitaus durchdachter und meiner Meinung nach sinnvoller als eine unausgegorene Social-Empfehlungs-Website wie welike.com. [...]
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