Mittwoch, 22. April 2009

Arcandor gehört zerschlagen




[caption id="" align="alignleft" width="224" caption="Schön wär's..."]Schön wärs...[/caption]

Der Niedergang der Firma mit dem grässlichen Kunstnamen Arcandor, die früher mal KarstadtQuelle hieß, lässt sich offenbar nicht mehr aufhalten. Die neue Strategie von Vorstandschef Karl-Gerhard Eick ist mit fragwürdig noch unzureichend beschrieben. Was will er machen? Er will die drei Luxus-Kaufhäuser Kadewe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München verkaufen und sich auf das "Konsumfeld der Mitte" konzentrieren. Die kleineren Häuser wurden unter dem Namen Hertie ja bereits abgestoßen und befinden sich mittlerweile in der Insolvenz.

Gerade erst wurden Millionen in den Umbau des Karstadt-Hauses Oberpollinger in der Münchner Fußgängerzone gepumpt - jetzt soll das Haus verkauft werden. Was soll das? Mal ganz abgesehen davon, dass die Luxus-Sanierung des Oberpollinger eh eine blöde Idee war. Die Prada- und Gucci-Kundschaft in München wird weiter in der Maximilians- und Theatinerstraße shoppen und kaum am Stachus der U-Bahn entsteigen, um im Oberpollinger einzukaufen. Oberpollinger ist von der Lager her halt eher Oberprollinger. Kadewe und Alsterhaus haben dagegen eine Tradition als Luxus-Einkaufstempel und werden sicher auch gute Käufer finden. Kein Wunder, dass die Belegschaft des Kadewe eher froh ist, dass das irrlichternde Arcandor-Management sie nun los sein will. Mit neuen Besitzern (Scheichs vielleicht?) kann es nur besser werden.

Zweite Säule der neuen Arcandor-Strategie ist die Konzentration auf das profitable Versandgeschäft bei der Versandsparte Primondo - noch so ein bescheuerter Name aus der Ära des entfleuchten Vorstandschefs Thomas Middelhoff. Eick setzt dabei in Deutschland auf Quelle, die Spezialversender und den zurückgekauften TV-Shopping-Kanal HSE24. Vor allem der E-Commerce soll angekurbelt werden. Fragt sich bloß wie? Beim E-Commerce hat Quelle längst den Anschluss an Amazon und Co. verloren. Wenn man bei Quelle online was bestellt, kann es einem passieren, dass man ohne es zu wissen oder zu wollen Kunde bei Weltbild wird, weil die in einigen Unter-Shops undurchsichtig kooperieren. Ein schlüssiges Online-Konzept bei Quelle fehlt und wäre auch auch schwierig zu finden und umzusetzen. Der E-Commcerce-Kuchen ist bereits verteilt, Quelle kommt schlicht zu spät.

Die einzige Perle, die Primondo noch im Portfolio hat, ist HSE24. Der Sender ist gut aufgestellt, auch online, und dürfte guten Gewinn abwerfen. Falls nicht, machen die Manager etwas falsch.

Lichtblick bei Arcandor ist die Reisesparte mit Thomas Cook, die profitabel läuft. Passt zwar nicht zum Rest des Konzerns, wird aber beharrlich als Kerngeschäft bezeichnet. Klar, würde man bei Arcandor auch noch Thomas Cook rausnehmen, würde der Laden sofort zusammenkrachen. Dass diese von Thomas Middelhoff heruntergewirtschaftete Firma jetzt auch noch mit Staatshilfe liebäugelt ist eine Frechheit.

Hart und schmerzvoll gesagt: Arcandor gehört zerschlagen!

  • Thomas Cook kommt alleine oder mit einem anderen Reisekonzern besser zurecht, die Synergien mit den Kaufhäusern und Versandgeschäften tendieren eh gegen Null.

  • Die Luxus-Tempel kann man an irgendeine Scheich-Holding verticken, da gibt es bestimmt gutes Geld für. Den Oberpollinger müssen die Scheichs halt als Kröte schlucken, um an Kadewe und Alsterhaus zu kommen.

  • HSE24 kann alleine weiterlaufen oder an ein Medienunternehmen verkauft werden.

  • Für die Spezialversender lassen sich Käufer finden, was keinen Käufer findet, wird abgewickelt.

  • Quelle ist ein Problem. Am besten verkaufen, aber wer sollte das nehmen? Den Laden kann man wahrscheinlich noch einige Jahre profitabel betreiben, das Zukunftsgeschäft ist aber sehr sehr schwierig. Am besten vielleicht, man positioniert Quelle als Versandmarke für die gesetzte Kundschaft, bei der der Name auch noch einen guten Klang hat. Gleichzeitig müsste der Laden entrümpelt und knallhart auf Effizienz und Qualität gebürstet werden. Dann gelingt es langfristig vielleicht die Marke mit neuer Strahlkraft aufzuladen.


Das jetzige Konstrukt Arcandor hat aber meiner Meinung nach keine Zukunft. Diese ganze Portfolio-Management-Denke, die sich in in den furchtbaren Kunstnamen Arcandor und Primondo ausdrückt, hat dem Unternehmen den Genickschlag versetzt. KarstadtQuelle - okay, das hatte eine gewisse Tradition, unter den Namen kann man sich etwas vorstellen. Aber wer will bei Arcandor oder Primondo beschäftigt sein? Das sich solche hirnverbrannten Holding-Entscheidungen bis hinunter an die Kasse niederschlagen, weiß jeder, der mal eine x-beliebige mittelgroße Karstadt-Filiale in einer mittelgroßen deutschen Stadt besucht hat. Die Demotivation der Mitarbeiter ist dort mit Händen zu greifen. Die müssen an der Kasse ausbaden, was Middelhoff und seine Spießgesellen in der Holding verbockt haben. Herr Eick sollte da mal einkaufen gehen. Dann würde ihm dämmern, dass es keine gute Idee ist, auf dieses "Konsumfeld der Mitte" zu setzen.

4 Kommentare:

  1. Aber genau dieses "Konsumfeld der Mitte" ist das traditionelle Feld von Karstadt. Die ganzen Premium/Luxus Ideen von Middelhoff waren falsche strategische Entscheidungen, die jetzt vielleicht zu spät korrigiert werden. Jeder im Konzern weiß, das z.B. das KaDeWe beileibe nicht so profitabel ist wie immer dargestellt wird. das KaDeWe war immer eine Perle die man sich trotzdem geleistet hat. Die eigenen Einkaufs- und Sortimentsentscheidungen des KaDeWe, die oft nicht wirtschaftlich waren, konnten in guten Zeiten immer aufgefangen werden aber diese sind schon lange vorbei. Genau die von Dir beschriebenen "x-beliebigen mittelgroße Karstadt-Filialen" bringen die nötigen Deckungsbeiträge. Es ist schade das es so lange gedauert hat, bis dieses erkannt wurde.

    AntwortenLöschen
  2. Mann, du hast Sorgen!

    Geh mal lieber arbeiten! Get a life or a wife!

    AntwortenLöschen
  3. Ich bin auch absolut der Meinung, dass die bisherigen Konzepte bei Arcandor absolut nicht die richtigen für die Zukunft sein können. Man sieht ja, wohin sie das gebracht hat und ich fände es völlig falsch, diese falschen Planungen nun noch mit Hilfsgeldern zu unterstützen. Vielmehr sollte man doch wirklich überlegen, wie man die einzelnen Sparten wieder zu Profit führen kann. Dass sie dafür getrennt werden müssen, mag wohl recht wahrscheinlich sein.

    AntwortenLöschen