Donnerstag, 30. Juli 2009

Wie bitte? AOL-Newsroom mit 500 Journalisten!

Das ist kaum zu glauben, was TechCrunch-Macher Michael Arrington da schreibt. Der siechende Ex-Online-Riese AOL schart offenbar viele der entlassenen Print-Journlisten in den USA um sich. Arrington berichtet, dass AOL bereits 500 Vollzeit-Schreiber angestellt habe, weitere 1.500 würden auf freier Basis arbeiten. (Update: Arrington schrieb zunächst von 1.000 Vollzeit-Schreibern und 500 Freien. Er hat die Zahl mittlerweile in einem Update zu seinem Beitrag korrigiert. Die falschen Zahlen stehen aber immer noch ganz oben bei TechCrunch. Nicht irritieren lassen.)

Was auf den ersten Blick wie Irrsinn aussieht, könnte sich als geschickter Schachzug erweisen. Das Kalkül: Print-Medien und traditionelle Medienhäuser schwächen sich selbst, indem sie massiv Mitarbeiter abbauen. AOL könnte dadurch zu einem Info-Powerhouse ohne Gleichen aufsteigen. AOL hat auch kaum eine andere Wahl. Das alte Zugangsgeschäft schwächelt und wurde weitgehend von DSL-Anbietern übernommen,, im Online-Werbemarkt kann AOL gegen Primus Google und das neue Kombinat Microsoft/Yahoo keinen Blumentopf gewinnen. Also stürtzt man sich mit voller Kraft auf das Info-Geschäft. Das kann gut gehen, muss aber nicht.

Haupt-Problem:

Das Inhalte-Geschäft ist teuer. 1.500 Journalisten wollen bezahlt sein. Ob sich die mutmaßlich horrenden Personalkosten jemals über Werbung refinanzieren lassen - man weiß es nicht. Tendenziell würde man heute wohl eher sagen: nein.

Aber es gibt auch Chancen:

Falls AOL die Nerven und das Geld hat, die Sache eine Weile durchzuziehen, könnte das Unternehmen einige pleite gegangene Zeitungen und/oder TV-Sender aufkaufen. Dann könnte der neue Mega-Newsroom auch Zeitungen oder spezialisierte Print-Produkte liefern. Immerhin sind Inhalten skalierbar. D.h.: Die Produktionskosten für die Inhalte sind zwar erstmal ziemlich hoch, bleiben im Wesentlichen aber gleich. Egal, wie hoch die Reichweite steigt und wie viele  Medienkanäle bedient werden.

Time Warner will sich ja von AOL trennen. Sollte AOLs riskante Strategie aufgehen, könnte Time Warner da bald wieder ein mächtiger Konkurrent heranwachsen.

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