Mittwoch, 16. Dezember 2009

Der große Gutschein-Swindle

Gutscheinautomat1 Weihnachtszeit - Gutscheinzeit. Was will man auch "immer schenken"? Handtücher, Socken, Schnaps, Wurst-Sträuße... allet schon mal dajewesen. Also muss ein Gutschein her. Das wirkt, warum auch immer, nicht ganz so kapitalistisch herzenskalt wie Bargeld oder eine Termin-Überweisung. Immerhin muss sich der Schenker beim Gutschein-Erwerb noch die Mühsal aufladen, eigenfüßig irgendwohin zu latschen und den blöden Gutschein, den es heutzutage meist in Form von aufladbaren Plastikkärtchen gibt, erstehen.

Als ich nun in der hiesigen Shopping-Mall des Vertrauens, dem Rhein-Neckar-Zentrum, zum Gutschein-Halali blasen wollte, machte ich zwei Entdeckungen. Zum einen: Gutscheine  kann man sich hier nun sogar am Automaten ziehen. Klasse! Da muss man selbst beim Gutscheinkauf keinen lästigen Verkäuferinnen-Kontakt mehr haben! Aber, zweitens: Das Rhein-Neckar-Zentrum will doch tatsächlich 50 Cent pro Gutschein als "Bearbeitungsgebühr". "Bearbeitungsgebühr?" Geht der Automat dann nach Feierabend noch mit seinen Kumpels Bankomat und Fahrkartenautomat einen trinken? Und dann auch noch dieses freche, geradezu provozierende "nur" 50 Cent.

Also flugs doch zur überschminkten Dame im gläsernen Info-Silo geeilt und nachgefragt. Doch, doch Gutscheine kosten hier immer 50 Cent. Aber, so rasselte die Dame ihr auswendig gelerntes Marketing-Gedöns herunter, die seien dafür auch fälschungssicher (!) und man kann sie sogar im Kinopolis einlösen. Jaha, das sind doch mal Vorteile! Aber wissen sie was: Mein 50-Euro-Schein ist ebenfalls fälschungssicher und kann auch im Kinopolis eingelöst werden.

Vorweihnachtliche Verwirrung und ein Anfall von Verzweiflung angesichts der ansonsten unerledigten Geschenke-Verpflichtungen ließen mich dann doch die EC-Karte zücken und insgesamt zwei Euro an Gutschein-Bearbeitungsgebühren bei vier Gutscheinen zahlen. Ein Zahlungsvorgang nicht ohne einen gewissen ganz und gar unweihnachtlichen Groll.

Gutscheinautomat2

Diese billige Abzocke sollte schleunigst überdacht werden. Immerhin bringt man mit den Gutscheinen ja sicheren Umsatz ins Haus. Die Dame im gläsernen Info-Silo merkte noch bauernschlau an, sie hätte es ja auch besser gefunden, wenn das Center-Management die Gebühr auf die Geschäfte umgelegt hätte. Die hätten das dann wiederum in ihre Endpreise reinmauscheln können. Auch eine Art von Abzocke, aber wenigstens nicht ganz so offensichtlich. Nächstes Jahr gibt's dann Gutscheine von Amazon, Müller oder Media Markt. Die sind noch "gratis".

1 Kommentar:

  1. Gutscheine sind für die Unternehmen bereits ohne Gebühr die beste Einnahmequelle überhaupt. Wenn man allein bedenkt, wie viele Gutscheine niemals eingelöst werden... Wirklich eine unglaubliche Abzocke.

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