Freitag, 23. Mai 2008

Kaufland, Handelshof: Warum werden die Nummern der Einkaufswagen erfasst?

kauflandMysterien des Einzelhandels. Wer bei Kaufland oder Handelshof einkauft, kennt das. "Darf ich bitte noch die Nummer ihres Einkaufswagens sehen?", fragt die Dame an der Kasse, beugt sich herüber und schiebt den Wagen zu Seite. Flugs wird die Nummer notiert und es geht hurtig ans Tippen der Preise. Warum machen die das? Nachfragen bei der Kassiererin ergeben unbefriedigende Antworten: "Wegen der Statistik", "Weiß ich auch nicht", sind die Standards. Mit ein wenig Recherche im Internet findet man schnell die plausibelste Lösung: Offenbar wird die Kontrolle der Nummer genutzt, um ein Ausrede zu haben, den Wagen der werten Kundschaft nach möglichem Diebesgut abzusuchen. Kaufland-Angestellte bestätigen im inoffiziellen Gespräch, dass es hierzu konkrete Anweisungen gibt. Früher wurde die Kunden-Kontrolle mit Hilfe eines an der Decke angebrachten Spiegels erledigt. Aber Untersuchungen haben offenbar ergeben, dass die Belegschaft den Kontrollblick in den Spiegel zu oft vergisst.

Nun kann die Kassiererin nicht beginnen, die Warenpreise einzutippen, bevor nicht die Wagennummer erfasst ist. Diese Nummer wiederum ist am Wagen so weit unten angebracht, dass sie zwangsläufig den gesamten unteren Wagenbereich ansehen muss. Clever gemacht. Kaufland selbst gibt auf seiner Website auch eine Antwort auf die Frage nach der Wagennummer.
Nur klingt diese offizielle Version etwas wirr:
Wir möchten weiterhin für Sie der billigste Anbieter vor Ort sein. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, einen sorgfältigen Kassiervorgang zu gewährleisten.

Um sicherzustellen, dass kein Artikel vergessen wird, haben wir die Wagen-Nummer eingeführt. Dadurch schauen alle Kassiererinnen zu Beginn des Kassierablaufes als erstes auf die untere Ablage und registrieren ordnungsgemäß die Einkaufswagen-Nummer und die dort abgestellte Ware. Diese Verfahrensweise hat sich in der Vergangenheit bewährt und ist für unsere Mitarbeiter eine Arbeitserleichterung

Na ja. "Um Sicherzustellen, dass kein Artikel vergessen wird"... schon klar!

Interessanterweise ist die Wagennummer auch noch auf dem Kassenbon abgedruckt. Mit etwas Fantasie könnte man sich noch andere Verwendungsmöglichkeiten für diese Nummer ausdenken. So wäre es möglich, jeden Einkauf einzeln zu betrachten und statistisch auszuwerten. So ergibt sich der Weg des Kunden durch das Geschäft, welche Waren der Kunde kauft, wie viele usw.

rfid_KauflandInteressant in diesem Zusammenhang auch, dass im Kaufland bereits RFID-Etiketten gesichtet wurden (Foto via matsch's blog). RFID steht für Radio Frequence Identification. Dabei handelt es sich um Funk-Etiketten, die von Antennen in der Umgebung erkannt werden können. Es gibt bereits Test-Supermärkte mit Einkaufswagen, die die RFID-Etiketten der Ware in den Regalen lesen können und einem beim Vorbeifahren auf Produkte oder Sonderangebote aufmerksam machen.

Kaufland und Handelshof gehören zur Neckarsulmer Schwarz-Gruppe, die auch die in Misskredit geratene Discounter-Kette Lidl betreibt. Und warum benutzt der böse Bube Lidl nicht den schönen Trick mit den Wagennummern? Klar: die haben ja ihre Kameras!

1 Kommentar:

  1. [...] In beiden Märkten wird man nach den Nummern der Einkaufswagen gefragt, und dabei nebenher überprüft, ob man nicht vielleicht was geklaut hat. Die Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm betreibt neben Kaufland [...]

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