
Was nützt das tollste Produkt, was nützt das teuerste Marketing-Gedöns, wenn es am Vertrieb hapert? Nicht viel. Aktuelles Beispiel: die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Das konservative Blatt aus FFM ist gut gemacht, hat hochwertiges Papier, druckt Fotos in exzellenter Qualität, hat u.a. die besten Beilagen zu den Themen "Technik & Motor" sowie Reise. Am Produkt "FAZ" gibt es wenig zu mäkeln, vorausgesetzt man schätzt den bisweilen schrulligen Grundton der Zeitung. Aber die "FAZ" hinkt der großen Konkurrenz aus München, der "Süddeutschen Zeitung", in Sachen Auflage stets hinterher. Das mag einerseits daran liegen, dass es mehr Leser und Käufer gibt, denen der liberalen Ton der ebenfalls sehr guten "SZ" eher liegt als die konservative Verschrobenheit der "Frankfurter". Aber es ist schlicht auch so, dass es der "FAZ"-Vertrieb einem hier und da nicht leicht macht, die Zeitung überhaupt zu bekommen.
Von Zeitungskrise ist zu lesen und Auflagen-Erosionen. Ja, da müsste doch die Vertriebsabteilung bei jedem Abonnenten vor Freude im Dreieck hüpfen. Nicht ganz. Der Selbstversuch, in einem Kaff zwischen Heidelberg und Heilbronn die "FAZ" zu abonnieren, zieht sich nun schon gut eineinhalb Wochen hin. Bisher noch keine Zeitung in Sicht.
Zunächst teilen die "FAZ"'ler mit, dass die Zeitung ab dem 26. Juli 2008 zugestellt würde. Soweit, so recht. Nur: der 26. verstreicht, der 27., der 28... keine "FAZ" im Zeitungsrohr. Dann ein Brief mir zehn Gutscheinen für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Juhuuu, denkt der Kunde. Ein kleines Problemchen und als Dankeschön schicken einem die "FAZ"-Männer Gutscheine für ihr famoses Sonntagsblatt. Dann wieder warten. Keine "FAZ". Anruf bei der Abo-Hotline und großes Erstaunen bei der überfreundlichen Dame. "Wie, nicht zugestellt, aber das müsste doch, das sollte doch schon längst..."
Die freundliche Frau verspricht Klärung mit der Agentur wegen der Botenzustellung. Der Hinweis meinerseits, dass bei uns auf dem Land die "FAZ" noch nie mit Boten zugestellt wurde, sondern bisher immer mit der Post, wird beiseite gewischt: "Da haben wir sicher eine neue Agentur gefunden, die das ermöglicht." Laut ihrem Computer soll die Zeitung auch in unser kleines Kaff jeden Morgen bis halb Sieben mit eilenden Boten geliefert werden. Umso besser.
Weniger schön ist, dass die "FAZ" einfach ein Abo inklusive Sonntagszeitung eingerichtet hat, obwohl das gar nicht bestellt war. "Da bekommen sie jetzt Gutscheine..." Ach so. Die Gutscheine waren gar kein Goodie, sondern sollen von mir bezahlt werden? Ne, ne, so nicht. Das Abo wird geändert, die Gutscheine soll ich bitte zurückschicken. Hallo, Vertrieb? Wenn Ihr schon alles verbockt, meint Ihr nicht, dass es besser ankäme beim Kunden wenn man die paar läppischen, unaufgefordert zugesendeten Gutscheine behalten darf? Immerhin habt Ihr doch versucht, mich mit dem Abo übers Ohr zu hauen, gell. Na ja, wie Ihr meint. Ungefragt größere Abos einrichten und berechnen ist jedenfalls nicht die feine Art.
Es vergehen wieder Tage - keine "FAZ" im Rohr. Erneuter Anruf bei der Hotline. "Die Zeitung sollte seit heute geliefert werden", sagt die neue Abo-Dame. "Nein, eigentlich schon seit über einer Woche...", sage ich. Wieder muss der Kunde alle Sprüchlein aufsagen. "Ja, der Briefkasten ist frei zugänglich. Ja, der Name steht auch drauf." Wieder verspricht die Dame, sich mit der Agentur in Verbindung zu setzen. "Jaja, Boten-Lieferung ist bei Ihnen möglich..." Und immer wieder der Hinweis auf das E-Paper. Ich will aber kein doofes E-Paper, das hab ich eh schon über die Firma, ich will meine gedruckte "FAZ"!
Natürlich kommt auch diesmal wieder keine Zeitung. Beim nächsten Anruf bei der Hotline werde ich informiert, Überraschung, dass Boten-Zustellung in meiner Gegend leider leider nicht möglich sei. Ach was! Die Zeitung soll nun mit der Post geliefert werden. Man muss schon ein zeitungsbegeisterter Trottel sein, um sich diese Tortur zu gönnen. Ich hatte auch schon Mal die "Süddeutsche" in unserem Kaff abonniert: prompte Lieferung, zuverlässige Boten-Zustellung, zero Problem. Bei der "Welt" läuft es ähnlich geschmiert.
Also liebe "FAZ", ich mag Eure Zeitung. Wenn Ihr es nun auch noch hinbekommen würdet, dass man die ohne größeren Aufwand KAUFEN kann, dann wäre das doch was. Und bis Euer Vertrieb nicht auf Vordermann gebracht ist, will aus dem Hause "FAZ" keine Klagen über die Zeitungskrise mehr lesen oder hören. Wirklich nicht.
Wird die FAZ bei Euch nicht über den RNZ-Vertrieb geliefert?
AntwortenLöschen@tk! Leider nein. Nur die "SZ"...
AntwortenLöschenLink-Flash vom 05.08.2008...
AntwortenLöschenAuf Diät: Angst vor dem Kunden? Brand Republic findet die olympische Werbeattacke von McDonalds in Großbritannien verdächtig dürftig.
Online geht leichter: Die “FAZ” und die Tücken des Vertriebs.
Piraten-Poet: Jef...
Ich habe genau die gegenteilige Erfahrung gemacht: Die FAZ (zugegeben ich wohne direkt in Heidelberg) liegt meistens ab vier Uhr morgens im Breifkasten, zweimal wurde die FAZ nicht geliefert und ich habe prompt Gutscheine zugeschickt bekommen (desweiteren wurde mir die direkte Durchwahl des Vertriebs gegeben; falls mal was sein sollte).
AntwortenLöschenAlles in Allem habe ich bei anderen Tageszeitungen nie einen solchen Service erlebt. Auch die Umstellung an andere Ort ging immer ohne Probleme.
Ich kann nur Positives berichten. Scheint als haben sie in "größeren" Städten deutlich weniger Probleme als in kleineren
@Fabian Ja klar, in einer Stadt gibt es solche Probleme sicher nicht. Allerdings: Als ich mal in München wohnte war die "FAZ" an der Tanke in Sendling Mitte auch wochentags nicht zu kaufen, sondern nur samstags. Wegen der Stellenanzeigen. Und in Mannheim-Sandhofen hat es die "FAZ" während meiner Studentenzeit auch nicht geschafft, dass mit Boten zugestellt wurde. In Ballungsgebieten ist der Vertrieb relativ leicht, auch wenn es immer auf die örtliche durchführende Agentur ankommt. Richtig schwierig wird es, wenn man den Vertrieb flächendeckend organisieren muss. Trotzdem: Ich finde es eigentlich ein Armutszeugnis für die "FAZ", dass man die "SZ" problemlos per Boten hier auf dem Land bekommt und die "FAZ" nicht...
AntwortenLöschenAber wer bitte liest denn die Zeitung noch in gedruckter Form? Wie old-fashioned! ;-)
AntwortenLöschen[...] Give-Aways seine Leser zu erfreuen? Wieso hat man dann dieses Mal an dem einen logischen Goodie gespart, das mir die Lektüre all dieser Ziffernzwerge erleichtert [...]
AntwortenLöschenGerade mal hier drüber gestolpert... Ist zwar schon ein etwas älterer Eintrag, aber hier kann man nur zustimmen! Ich versuche seit ca. einem Monat meine FAZ an einen anderen Ort umzumelden. Ganz ohne Erfolg bisher...
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