
Samstag nach dem Feiertag. "Ach Schatz, lass uns doch in die Ikea fahren." Ein Schauer kriecht den Rücken herunter. Es ist wohl die masochistische Ader, die jedem guten Konsumbürger und Angehörigen der Generation Golf inne wohnt, die einen samstags in ein Ikea-Warenhaus treibt. Nach halbstündiger Warteschleife im hoffnungslos überfüllten Parkhaus wurden wenigstens die Driving-Skills im Millimeterbereich geschärft. Schließlich einen Parkplatz auf dem Acker (Hier warten weiter 1.000 Parkplätze!) erlegt. Anders kann man das kaum nennen. Nix wie rein in die Konsum-Hölle. Oh Gott, es müssen Zehntausende sein, die Wagen schiebend, Tüten schleppend und kunstvoll Köttbullar-Tabletts balancierend sich durch Gänge zwischen Tischen, Stehlampen und Klobürsten zu 1 Euro das Stück vorbei an Klippan-Sofas und Faktum-Küchenfronten den exakt ausbaldowerten Ikea-Rundgang entlang Richtung Kassen-Inferno schieben.
Blende und Schnitt in ein x-beliebiges anderes, Nicht-Ikea-Möbelhaus zur gleichen Zeit: Gähnende Leere, Verkäufer ducken sich hinter Terminals vor den wenigen verirrten älteren Kunden weg. Es muss was dran sein am Mythos Ikea. Die Ikea-Häuser sind immer voll. Ich habe ein Ikea-Warenhaus noch niemals leer erlebt, auch nicht werktags vormittags, nicht am Morgen und nicht am Abend. Und samstags testen die Ikea-Häuser mit einer gefühlten Auslastung von 120 Prozent die Grenzen der menschlichen Psyche. In unserer Filiale waren alle geschätzten 100 Kassen geöffnet und ratterten und ratterten, Mitarbeiter schritten die endlosen Reihen der Wartenden ab und reichten Kekse, Wasser und Kaffee, damit ja keiner ausrastet. Ja, Ikea-Kunden sind harte Hunde und haben schon manche Konsumschlacht geschlagen, aber so ein Samstag ist auch für Nerven aus Stahl eine Zerreißprobe allererster Güte. Der Deutsche, er lässt seine berüchtigte Konsumzurückhaltung fahren, sobald er die Ikea betritt und rafft Schaffelle, Teppiche, Saftbecher und Hundekronen aus Gummi in den Einkaufwagen, scheißegal. Vorausgesetzt er hat einen Einkaufswagen abgekriegt, die Dinger waren nämlich bei unserem Besuch very heiße Ware und ähnlich schwer zu kriegen wie ein Parkplatz.
Da wundert es kaum, dass gerade zu lesen war, dass Deutschland das umsatzstärkste Ikea-Land ist, noch vor den USA und Schweden. Aber, oh weh, die deutschen Ikea-Häuser liefern zwar wachsenden Umsatz, aber der wird komplett von den selten gewordenen Neueröffnungen beigesteuert. Ja, Mensch ihr Elch-Köpfe! Das ist ja auch kein Wunder. Wie will man denn in diese deutschen Ikea-Häuser auch nur einen einzigen Kunden mehr hineinstopfen. Es geht einfach nicht. Wer übrigens wirklich mal testen will, wie gut die eigenen Nerven und die Ehe wirklich sind, der plane an einem Ikea-Samstag eine Küche. Viel Glück.
sehr schön, hier unsere Antwort:
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