Von China-Rollern und Handy-Bundles

Neues vom 0-Euro-Irrsinn. Neulich stolperte ich auf der Fernbedienung mal wieder über den obskuren TV-Shopping Kanal glück TV, über den ich schon öfter geschrieben habe. Offenbar sind dort Motorroller im Retro-Design jetzt das große Ding. Und wieder werden diese Roller inklusive zweier Motorola-Handys mit Verträgen für 0 Euro abgestoßen. Anlass, sich mal dem Phänomen Handy-Verträge mit Zugaben ausführlicher zu widmen. Zunächst mal nach dem Roller geschaut. Der Retro-Star-Roller, der bei glück TV angeboten wird stammt von der Marke Jack Fox. Nun ist Jack Fox aber nicht direkt eine Marke, sondern vielmehr ist die Firma der deutsche Vertriebskanal für die Rollerfabrik Benzhou. Und das klingt wie? Richtig: chinesisch. Benzhou ist eine chinesische Fabrik, die laut Wikipedia jährlich 200.000 Motorräder und Roller ausspuckt. Diese Vehikel sind, kein Wunder, sämtlich im unteren Preissegment angesiedelt, man spricht in Roller-Kreisen (ja, die gibt es...) von China-Rollern oder Baumarkt-Rollern.

Die Benzhou Roller treten unter dem Namen Jack Fox oder Yiying auf. Es gibt aber noch eine Reiher weiterer Hersteller von China-Rollern. Ihren Beinamen Baumarkt-Roller haben die Dinger bekommen, da sie meist in Bau- und Supermärkten, u.a. real und Praktiker, für relativ wenig Geld feilgeboten werden. Wer ein wenig im Internet sucht, findet freilich zahlreiche Berichte, in denen Käufer von Mängeln und mangelhafter Gewährleistung brichten. Die Fachzeitschrift "Bike und Business" hat zu dem Phänomen Baumarkt-Roller auch einen recht interessanten Artikel veröffentlicht.



China-Roller, das erinnert natürlich an den Begriff China-Böller, der für die angeblichen "Luxus"-Uhren verwendet wird, die auch bei glück TV im Dauerangebot zu finden sind. Aber glück TV ist bei weitem nicht der einzige Anbieter dieser sagenhaften 0-Euro-Schnäppchen. Online findet sich dutzende Websites, die so genannte Handy-Bundles zusammenstellen. Das sind fast immer zwei Handyverträge, die über 24 Monate laufen. Dazu gibt es dann einen bunten Strauß an Zugaben, der offenbar auf die Bedürfnisse einer gewissen Zielgruppe abgestimmt ist. Eigentlich jeder dieser Handy-Bundle-Anbieter hat im Angebot:

• Spiele-Konsolen (Nintendo Wii, Playstation, Sony PSP, Nintendo DS Lite)


• iPods Nano


• Flachbildfernseher (vor allem Samsung und Philips)


• Navigationsgeräte (Tom Tom)


• Laptops (Fujitsu Siemens)


• Camcorder


• und vor allem: Roller

Nach wie vor bleibt fraglich, wie sich diese Bundle-Angebote rechnen können. Denn immerhin wird teilweise Markenware wie die Nintendo Wii oder Apple iPods verschleudert, die auf dem realen Markt ordentliche Preise erzielen und es nicht nötig haben, durch Rabattierungen den Absatz anzukurbeln.

Bei einem Anbieter namens eteleon fand ich ein Angebot mit einer Spielekonsole (Xbox 360 oder Nintendo Wii oder Sony PSP), einem hochwertigen Handy (z.B. Sony Ericsson K800i oder Nokia 6300), einem Apple iPod Nano 8GB, einem Samsung DVD Player und einem Motorola F3 Billig-Handy. Dazu gab es zwei Debitel O2 Direct Handyverträge mit 19,90 Euro Mindestumsatz inkl. 200 Freiminuten. Bei der Laufzeit von 24 Monaten macht das knapp 960 Euro Mindestumsatz. Nur, dass wir uns richtig verstehen, es gibt nicht eines dieser Produkte zru Auswahl, es gibt alle! Und daran wollen Geld verdienen: O2, Debitel, eteleon, Apple, Sony, Microsoft (Xbox), Sony Ericsson, Nokia und Nintendo.

Wie soll das funktionieren?

Mit fallen zwei Antworten ein:

1. Es wird davon ausgegangen, dass die Kundschaft solcher Angebote generell extrem viel telefoniert und/oder überflüssige Verträge abschließt, um an die "kostenlosen" Zugaben zu gelangen. Bemerkenswert ist, dass sich das oben skizzierte Angebot explizit auch an Kunden mit negativer Bonität bei der Schufa richtete. Die Mobilfunk-Vertreiber spielen hier ein gefährliches Spiel, das nicht so ganz entfernt an die Methoden von US-Immoblienhändlern VOR dem Platzen der Immobilienblase erinnert.


2. Es funktioniert gar nicht.

In beiden Fällen haben wir hier am Bodensatz der Konsumgesellschaft ein hässliches Geschwür. Eine Art Handy-Blase.