Es ist kein neues Phänomen: Private Hilfs-Organisationen wie der World Children's Fund sammeln mit unseriösen Bettelbriefen Geld ein, vorzugsweise bei älteren Leuten. In jüngster Zeit sind bei uns im Hause zahlreiche solcher Bettelbriefe verschiedener Organisationen eingegangen, allesamt an ein älteres Haushalts-Mitglied gerichtet. Gemeinsames Merkmal der Bettelbriefe: Es wurde ein Rosenkranz oder ein Kruzifix beigelegt. Dazu gab es Faltblätter mit hungernden schwarzen Kindern, die aus großen Augen in die Welt schauen und eindringliche Aufrufe, doch jetzt bitteschön zu spenden.
Besonders perfide ist das in Schreibschrift gedruckte Post Scriptum des Bettelbriefes:
PS: Nichts auf der Welt könnte Ihre Barmherzigkeit aufwiegen. Dennoch bitte ich Sie, den beiliegenden Rosenkranz als Zeichen meiner Dankbarkeit anzunehmen. Ihre Spende rettet den Kindern im Sudan das Leben.
Ihr Joseph Lam
Pfui, möchte man da rufen! Auf ganz und gar schändliche Art und Weise soll hier älteren Leuten Geld aus der Tasche gezogen werden. Nicht umsonst wird vor Organisationen wie dem World Children's Fund, der den hier vorliegenden Bettelbrief verschickt hat, im Internet eindringlich gewarnt. Laut Charitywatch.de ist alleine die aufdringliche und suggestiv formulierte Bettelei um bestimmte Geldsummen ("Mit nur 15 Euro können Sie bereits zehn lebensbedrohlich abgemagerte Kleinkinder vor dem Verhungern retten") äußerst unseriös. Hinzu kommt, dass der Verein Anfragen nach der Verwendung der Spendengelder nicht beantwortet hat. Auch die "Welt" hat bereits vor einiger Zeit über das unseriöse Gebaren dieses Vereins berichtet. Ebenfalls gewarnt hat das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI), das ein Spendensiegel für seriöse Hilfsorganisationen vergibt. Die in Rheinland-Pfalz für die Einhaltung des Sammlungsgesetzes zuständige ADD Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hat dem mit dem World Children's Fund verbandelten Welt Kinder Fonds e.V. bereits untersagt, in der Pfalz weiter Spenden zu sammeln.
All diese Informationen finden sich im Internet mit wenigen Klicks. Man kann sich also informieren. Nur: Die mit Rosenkränzen und Heiligenbildchen beeinflussbaren älteren Leute haben aller Wahrscheinlichkeit nach keinen Internet-Anschluss. Unseriöse Vereine wollen mit dem Mix aus Elends-Fotos, Rosenkränzen und suggestiv formulierten Schreiben alten Omas das Geld aus der Tasche ziehen. Laut Charitywatch.de wurden von 1,45 Millionen Euro Einnahmen beim World Children's Fund in 2006 nur 592.163 Euro in Programme gesteckt. Und auch das lässt sich nicht hieb- und stichhaltig nachprüfen. Der Rest geht für "Verwaltungs-" und "Werbekosten" drauf. Einigermaßen skandalös, dass solche Vereinigung jahrelang weiter ungehindert ihr Unwesen treiben können.
Welche Organisationen das DZI-Spendensiegel tragen, kann man hier nachlesen.
Manchmal verwenden auch seriöse Vereine (ich vermute mal, dass die Kindernothilfe e. V. ein solcher ist) unseriöse Werbemethoden: Vgl. meinen Blog-Eintrag "Wohltätige Gewissenserpressung?" (http://beltwild.blogspot.com/2006/10/wohlttige-gewissenserpressung.html )
AntwortenLöschenIch hab mich auch schon auf www.charitywatch.de umgesehen, und bin froh, dass es so ein Medium gibt. Ich will zwar spenden, aber ich will auch, dass mein Geld für das verwendet wird, wofür ich esbestimmt habe,
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