Dienstag, 5. Mai 2009

Die Sache mit dem Analog-Käse

Es ist manchmal schon ein Kreuz mit der modernen Lebensmittel-Industrie. Man kann nicht ohne sie, man will aber auch nicht so recht mit ihr. Zumindest nicht mit einigen Auswüchsen, wie z.B. den jüngst in Verruf geratenen Analog-Käse. Dabei kann man dem Analog-Käse ja noch nicht einmal attestieren, dass er sonderlich unappetitlich sei. Im Gegenteil: Auf der Pizza oder dem überbackenen Käsebrötchen beim Bäcker schmeckt der Ersatz-Käse-Pamp überraschend lecker und sieht auch gut aus. Dass die goldgelbe Käsekruste gar keine Käse ist, sondern ein Mischmasch aus Wasser, Pflanzenfett, Geschmacksverstärker und Farbstoffen, dürfte vielen bis vor kurzem nicht bewusst gewesen sein. Das ZDF hat in seiner Sendung "Frontal 21" und in "heute" ausführlich über den so genannten Analog-Käse berichtet und damit die Diskussion losgetreten. Darf man, das? Soll man, dass? Muss das sein?



Darf man das? Die Antwort ist klar: ja! Man darf Analog-Käse herstellen. Man müsste ihn aber eigentlich laut einer EU-Verordnung als Käse-Ersatz oder Käse-Imitat kennzeichnen. Das fordert auch die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch. Die Bezeichnung Analog-Käse oder Kunst-Käse ist rechtswidrig, weil irreführend. Es ist schließlich kein Käse. Ich verwende hier trotzdem den Begriff "Analog-Käse", weil ich die Wortschöpfung klasse finde und gar nicht oft genug schreiben oder sagen kann. Analog-Käse, Analog-Käse, Analog-Käse.

Soll man das? Jein! Leute, die sich rein pflanzlich ernähren wollen (diese Veganer) können beim herzhaften Biss ins analoge Käsebrot so endlich auch in einen gewissen Käsegenuss kommen. Analog zwar, aber who cares? Im Prinzip ist an Analog-Käse nichts Verwerfliches. Schlimm ist nur, dass Konsumenten getäuscht werden indem vielfach so getan wird, als sei der Analog-Käse echter Käse.

Muss das sein? Gerade vor dem Hintergrund des Über-Angebots an Milch ist die zunehmende Produktion von Analog-Käse kritisch zu sehen. Neben der Täuschung der Konsumenten verlieren die Milchbauern hier  eine wichtige Absatzmöglichkeit, weil immer mehr Milchkäse durch Analog-Käse ersetzt wird.

Für clevere Firmen bietet die Diskussion um Analog-Käse aber auch die willkommene Gelegenheit, sich zu positionieren. So wirbt die Kette Pizza Hut auf ihrer Website offensiv damit, für die eigene Pizza nur echten Mozzarella und keinen Analog-Käse zu verwenden. Wenn sie schlau sind, drucken sie auch noch Info-Blätter und legen die den Speisekarten bei. Denn: Jeder der sich nicht offensiv zum echten Käse bekennt, steht automatisch unter Analog-Käse-Verdacht. So läuft das nun mal in unserer Medien-Gesellschaft.

Das Problem liegt, wie so oft, teilweise auch wieder beim Konsumenten selbst. Es soll halt alles hübsch ausschauen, billig sein und lange haltbar.  Da hat der Analog-Käse ein paar unbestreitbare Vorteile: er brennt nicht so schnell an, er ist lange haltbar und fix und günstig hergestellt. Bloß: er ist halt kein Käse. Schöner Käse.

Hier gibt es den "heute"-Beitrag zum Analog-Käse:

1 Kommentar:

  1. [...] riecht wie Käse und schmeckt wie Käse – ist aber keiner: Immer öfter wird Käseimitat, also eine Mischung aus Pflanzenfett und Magermilchpulver, auf Speisekarten und Aushängen als [...]

    AntwortenLöschen